Mezzogiorno
Im Mezzogiorno – italienisch für Mittag – steht die Sonne im Zenit. Es ist der hellste Moment des Tages, zugleich ein Moment der Pause, Ruhe und Stille für Geist, Seele und Körper. Er ist ein Ort, an dessen Gestaden nicht nur Kapitel von Odyssee und Aeneis spielen, sondern wo auch Philosophen wie Parmenides (im heutigen Kampanien), Platon (in Syrakus) oder Pythagoras (im heutigen Kalabrien) einen Versuch unternahmen, von der Theorie in die Praxis zu gelangen bzw. Himmel und Erde zu verbinden.
Die Länder dies- und jenseits der Straße von Messina waren außerdem der Lebensmittelpunkt des legendären Kaisers und Königs Friedrich II. (‚Federico Secondo‘) von Hohenstaufen: An dessen Hof liefen die für Sizilien typischen griechischen und lateinischen, jüdischen und arabischen, normannischen und deutschen Einflüsse zusammen und führten zu einer Synergie in Politik und Kultur, Wissen und Kunst sowie Gesellschaft und Wirtschaft, die historisch ihresgleichen sucht.
In der frühen Neuzeit stand das ‚Reich beider Sizilien‘ für lange Zeit unter der Herrschaft der spanischen Habsburger. Im 18. Jahrhundert war die Insel für kurze Zeit österreichisch. Bis heute stellen sie und ganz Süditalien einen Sehnsuchtsort nicht nur für Österreicherinnen und Österreicher dar, sondern für alle Menschen, die über das Hier und Jetzt einer Gegenwart hinausdenken.